Front Line Assembly - Artificial Soldier
(Metropolis / Alive)
Wenn Bill Leeb aussieht, als habe er sich in der Mikrowelle gefönt und Rhys Fulber mit Brille und Vollbart abgelichtet wird, kann das nur eins bedeuten. Ich habe allerdings keine Ahnung, was es ist. Doch nun zu etwas völlig anderem. Die kanadische EBM-Legende vollführt eine Rolle rückwärts in Sachen Sound – die meterdick aufgeschichteten Wände von „Civilization“ werden aufgelöst und die Delerium-Elemente herausgebrochen. FLA kommt wieder direkter und härter zur Sache. „Artificial Soldier“ ist hierdurch klanglich in der Zeit einige Jahre zurückgereist, wirkt somit weniger düster und drückend. Nach munteren Lineup-Wechseln in den letzten Jahren sind nun Fulber und Chris Petersen beide mit von der Partie – dazu das neue Mitglied Jeremy Inkel. Außerdem wurden Jean-Luc de Meyer (Front 242) und Eskil Simonsson (Covenant) als Gastsänger engagiert – dadurch gibt es so viel Fräulein Assembly wie noch nie. Neben Jean-Lucs „Future Fail“ tun sich besonders „Buried Alive“ und „Social Enemy“ hervor, die sich in Refrain-Aufbau und Tempo ähneln. So schnell war Front Line Assembly seit „Plasticity“ nicht mehr. Wer das Werk der Band kennt, wird von ihren typischen Patterns nicht mehr überrascht werden können, die sich routiniert mit atomaren Basslinien durch das Album ziehen. An die großen Klassiker „Caustic Grip“ und „Tactical Neural Implant“ kann die neue Scheibe nicht heranreichen. Über die wiedererlangte Lizenz zur Verwüstung werden aber viele Fans erfreut sein.
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Niels 23 - 15. Jun, 16:52