Northern Lite: Lebe deinen Traum
"Trenne dich nicht von deinen Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben." Diese Worte, geschrieben von Samuel Clemens (besser bekannt als Mark Twain), könnten Andreas Kubat und Sebastian Bohn als Leitmotiv dienen. Die Erfurter haben sich als Northern Lite den Traum von einer Musikerkarriere erfüllt. Ihre dynamisch-lässige Mischung aus Elektronik, Pop und Rock’n Roll führt die Fans unterschiedlicher Szenen vor der Bühne zusammen, was ansonsten nur wenigen gelingt. Seit dem bislang letzten Album "Temper" ist nicht viel Zeit vergangen und für die Rastlosen geht es mit Siebenmeilenstiefeln vorwärts. Gitarrist Sascha Littek ist inzwischen angekommen und bringt sich voll in die Gruppe ein. Der lange gehegte Wunsch eines Major-Deals ist in Erfüllung gegangen und eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Live-Auftritte, technische Ausstattung, Video-Clips – alles ist etwas aufwändiger geworden. Die Band hat selbstverständlich ausgiebig getourt, unter anderem in Spanien, fieberhaft an neuem Material gearbeitet, Acts wie Rammstein, Heppner oder Schiller gemixt und Sebastian kann sich sogar an volle drei Tage Urlaub zwischendurch erinnern. Ein Leben auf der Abschussrampe, mit stinkenden Tourbussen, schwitzigen Backstages und Hotelzimmern ohne Klimaanlage – nachgezeichnet auf dem brandneuen Album "Unisex".
Jetzt sitzen wir nach gerade einem Jahr wieder hier zusammen, um über ein neues Album zu sprechen – ihr habt offenbar jede Menge Tatendrang?!
AK: Ja, wir konnten uns nicht bremsen. Das geht bei uns fließend. Wenn ein Album herauskommt, haben wir schon wieder die ersten Demos für das folgende fertig.
Die Platte heißt 'Unisex' – passt sie jedem?
AK: Der Titel ist aus einem Gag entstanden. Wir wurden mal gefragt, ob Northern Lite eher ein männliches oder weibliches Publikum hat. Das empfindet jeder anders und ich selbst finde unser Publikum auch sehr gemischt. Deshalb 'Unisex'. Es werden auf der Platte auch viele Emotionen angesprochen, die jeder nachvollziehen kann.
Was hat sich für Euch geändert? Ich finde, das neue Album klingt homogener, während 'Temper' gegen Ende etwas abgesoffen ist.
AK: Es gilt natürlich der alte Rock’n Roll Spruch: Das jüngste Kind ist immer das schönste. In dem Fall denke ich aber auch objektiv, dass 'Unisex' das bisher reifste Album ist.
SB: 'Reach The Sun' war eine Art Sammelsurium früher Stücke. 'Temper' war danach ein musikalisches Experiment, bei dem wir ganz extrem in die Song-Richtung gegangen sind. Die Songs sind alle komplett an der Gitarre entstanden, und das hört man ihnen auch an. Danach hatten wir den Kopf wieder frei. Beim neuen Album haben wir dann darauf geachtet, abermals neue Wege zu gehen und sind dabei wieder elektronischer geworden.
SL: Wir haben die Sachen vom 'Temper'-Album sehr häufig gespielt und haben uns dadurch auch sehr gut aufeinander eingestellt. Durch das ständige Touren lernt man sich natürlich kennen.
SB: Vor 'Unisex' sind viel mehr Demos entstanden und wir haben zum Schluss sehr stark selektiert, was wir auf die Platte nehmen. Das ergibt vielleicht diese gewisse Homogenität.
Die Gitarre bei 'What You Want' muss doch von 'Goldener Reiter' stammen?
SL: Das ist dann aber keine Absicht – müssen wir uns direkt mal zum Vergleich anhören. Aber die Leute haben alle möglichen Assoziationen, zum Beispiel Rammstein.
Nach Rammstein oder Marilyn Manson klingt die Gitarre für mich höchstens bei '1-2-3-4'. Könnte auch ein Anklang an 'Achtung' von KMFDM sein.
SB (lacht): Wir gestehen – '1-2-3-4' ist kein textlich unerforschtes Land.
Worum geht es in dem Song?
AK: Es geht darum, sich von einem Trott zu befreien. Alle wollen dir sagen, was du tun musst, um ein sinnvolles Leben zu führen. Wir wollen sagen, dass man einen Schritt zurücktreten und selbst darüber nachdenken soll, was gut für einen ist. Das ‚1-2-3-4’ verdeutlicht die Maschinerie, in die man gesteckt werden soll. Die Leute geben viel zu früh ihre Träume auf. Weil sie dazu gedrängt werden, bewusst oder unbewusst. Und dann tun sie ihr ganzes Leben lang etwas, was sie hassen. Das bricht einen Menschen.
SB: Man sollte versuchen, das zu erreichen, was man wirklich möchte. Und wenn es schwer ist, trotzdem weiter dranzubleiben und an sich zu glauben. Wenn man an sich glaubt, kommt auch irgendwann ein Erfolg.
Wie habt ihr es geschafft?
SL: Bei mir war das gar nicht geplant. Ich hatte gerade meine Ausbildung fertig, auch ein Bürojob. Musik war immer mein Hobby und ich habe mich nie unter Erfolgsdruck gesetzt. Es stand nie das Kommerzielle im Vordergrund, sondern die Freude. Eines Tages kam ein Angebot und so ist es passiert. Und man sieht, dass auch beides zusammen gehen kann.
SB: Gerade die Jüngeren verkennen glaube ich auch, dass Erfolg nicht gleichbedeutend damit ist, dass die Musik schlechter wird.
AK: Kommerz heißt nichts anderes, als dass man davon leben kann.
SB: Wenn eine Sache in die Charts geht, ist es meistens eher ein Zeichen dafür, dass eine Sache gut ist. Gerade wenn man sich über einen längeren Zeitraum hochgearbeitet hat.
Ihr selbst habt noch keinen Einstieg in die Media Control Charts geschafft. Vielleicht klappt es jetzt mit Unterstützung von Universal. Ihr habt Euch in der Anfangszeit bei Majors stets Körbe geholt – hat man dort jetzt ein altes Demo gefunden und sich an die Stirn geschlagen?
SB: Ein solcher Vertrag war immer unser Ziel. Aber zu den Bedingungen, die wir damals angeboten bekamen, wollten wir es einfach nicht machen.
AK: Die Situation und die Konditionen haben jetzt einfach gepasst. Wir haben die Leute schon vor Jahren kennengelernt, als sie noch nicht bei der Plattenfirma waren. Da wissen wir genau, dass wir verstanden werden. Deshalb ist es die einzige Firma, die für uns in Frage kam. Es war einfach die Frage, ob wir uns ab einem bestimmten Punkt einschränken müssen und das war nicht mehr nötig. Wir haben es soweit aus eigener Kraft geschafft, wie es ohne größere finanzielle Mittel möglich ist. Dadurch waren wir dann in einer guten Verhandlungsposition.
Ihr müsst also keinerlei Kompromisse machen.
AK: Musikalisch sowieso nicht. Das war dann auch für uns der entscheidende Punkt: Wir können das Positive mitnehmen, ohne Nachteile zu haben.
SB: Die ganze Handhabung liegt weiter bei uns. Wir sind weiter bei 1st Decade Records und nur das Endprodukt wird weiterlizenziert. Und Vinyls werden ohnehin bei uns veröffentlicht.
Ist der Eindruck richtig, dass auf Euren Labels in letzter Zeit etwas weniger passiert? Da sind nicht allzu viele Katalognummern hinzugekommen.
SB: Das wird auch nicht passieren, glaube ich. Auf armut24 kommt immer mal wieder Vinyl heraus. Bei 1st Decade geht es prinzipiell um gute Musik. Es ist nicht als rein elektronisches Label gedacht. Es soll generell musikalisch wertvolle Veröffentlichungen haben. Und dann sollen es nicht fünf Bands sein, sondern ein oder zwei Spitzenprodukte.
Ihr würdet also, wie Warp beispielsweise, Gravenhurst unter Vertrag nehmen.
SB: Auf jeden Fall.
Habt ihr denn Gravenhurst unter Vertrag genommen?
SB: Leider noch nicht. Unser jüngster Act ist eine Hälfte des Projekts ‚zweieKKenkreis’. Ein Name ist bis dato noch nicht gefunden, aber es wird musikalisch in der gleichen Richtung weitergehen.
Der Clip zu 'What You Want' läuft auf MTV. Vorab konnte man auf Eurer Seite 'Cocaine' ansehen. Dort sind Ausschnitte des Films 'Der weiße Rausch' (1931) mit der jungen Leni Riefenstahl zu sehen. Zunächst habe ich mich etwas über die Wahl einer Skikomödie gewundert, aber es passt perfekt zur Musik.
AK: Das ist eine Idee von Erik Niedling gewesen, der seit jeher unser Artwork macht - die Pressefotos, die Videos, die Stage Visuals. Inzwischen ist das ein größeres Team namens 18. Oktober geworden. Er hat den Film vorgeschlagen und es hat einfach gestimmt – die Dynamik, die Bilder, der Schnee, der weiße Rausch. Es passt zu der Ästhetik, die wir schon immer verfolgen.
Gegen Ende werden aber noch allerhand Nachrichtenbilder hineingeschnitten: der Kannibale, Saddam Hussein, Militär...und dann endet alles in einer Schneeballschlacht.
AK: Es ging darum, den Begriff ‚Cocaine’ nicht nur auf weißes Zeug zu reduzieren, das manche durch die Nase ziehen, sondern es als Grundbegriff umzumünzen für unreflektiertes, unbedachtes Handeln.
Ihr habt wie immer eine Dauerkarte für den Festivalsommer. Eine interessante Konstellation sind die Auftritte bei Nature One und direkt eine Woche später bei Mera Luna. Bereitet Ihr unterschiedliche Sets vor: ‚guude Laune – schlechte Laune’?
SB: Das entsteht jeweils aus dem Gig heraus. Wobei sich Nature One vorab leichter gestalten lässt. Wir kommen ja aus der elektronischen Ecke und werden demzufolge bei NO oder SMS ganz anders wahrgenommen. Bei Mera Luna wissen wir nicht so genau, was uns erwartet.
AK: Bei Festivals mit gemischtem Programm kommt es natürlich auch immer darauf an, auf welcher Bühne man steht. Die ML-Leute fahren auf ganz andere Sachen ab, achten mehr auf Melodien, weniger auf kickende Drums. Es geht weniger ums Tanzen als um das Hörerlebnis. Die Abwechslung ist für uns ganz angenehm, aber ich glaube, wir haben es bei elektronischen Veranstaltungen leichter.
Was für eine echte Band, zudem mit Gitarre, nicht selbstverständlich ist. Warum schafft ihr den Spagat und andere nicht?
AK: Ich denke, wir haben uns einen gewissen Ruf erarbeitet, weil wir unheimlich viel live gespielt haben. Wir bemühen uns auch, bei Auftritten wirklich etwas zu bieten. Es wird zur Herbsttour viele technische Änderungen geben, an denen wir gearbeitet haben. Es kommt noch ein zweiter Gitarrist bzw. Bassist dazu, so dass wir zu viert auf der Bühne sein werden. Eric hat beeindruckende neue Hintergrundvideos erstellt, ist dafür extra nach Frankreich gereist und hat beispielsweise bei der Tour de France Panoramaaufnahmen der Pyrenäen gemacht. Wir spielen auf der elektronischen Seite mit doppelter Ausrüstung. Man kann dadurch intuitiver spielen, die Reihenfolge der Stücke spontan ändern und es entstehen dann keine Pausen mehr zwischen den Tracks.
SB: Alle Pausen sind jetzt also absichtlich.
Man will ja auch bejubelt werden.
SL: Und Unterwäsche muss fliegen.
Männlich, weiblich oder unisex?
SL (lacht): Damen, bitte.
Jetzt sitzen wir nach gerade einem Jahr wieder hier zusammen, um über ein neues Album zu sprechen – ihr habt offenbar jede Menge Tatendrang?!
AK: Ja, wir konnten uns nicht bremsen. Das geht bei uns fließend. Wenn ein Album herauskommt, haben wir schon wieder die ersten Demos für das folgende fertig.
Die Platte heißt 'Unisex' – passt sie jedem?
AK: Der Titel ist aus einem Gag entstanden. Wir wurden mal gefragt, ob Northern Lite eher ein männliches oder weibliches Publikum hat. Das empfindet jeder anders und ich selbst finde unser Publikum auch sehr gemischt. Deshalb 'Unisex'. Es werden auf der Platte auch viele Emotionen angesprochen, die jeder nachvollziehen kann.
Was hat sich für Euch geändert? Ich finde, das neue Album klingt homogener, während 'Temper' gegen Ende etwas abgesoffen ist.
AK: Es gilt natürlich der alte Rock’n Roll Spruch: Das jüngste Kind ist immer das schönste. In dem Fall denke ich aber auch objektiv, dass 'Unisex' das bisher reifste Album ist.
SB: 'Reach The Sun' war eine Art Sammelsurium früher Stücke. 'Temper' war danach ein musikalisches Experiment, bei dem wir ganz extrem in die Song-Richtung gegangen sind. Die Songs sind alle komplett an der Gitarre entstanden, und das hört man ihnen auch an. Danach hatten wir den Kopf wieder frei. Beim neuen Album haben wir dann darauf geachtet, abermals neue Wege zu gehen und sind dabei wieder elektronischer geworden.
SL: Wir haben die Sachen vom 'Temper'-Album sehr häufig gespielt und haben uns dadurch auch sehr gut aufeinander eingestellt. Durch das ständige Touren lernt man sich natürlich kennen.
SB: Vor 'Unisex' sind viel mehr Demos entstanden und wir haben zum Schluss sehr stark selektiert, was wir auf die Platte nehmen. Das ergibt vielleicht diese gewisse Homogenität.
Die Gitarre bei 'What You Want' muss doch von 'Goldener Reiter' stammen?
SL: Das ist dann aber keine Absicht – müssen wir uns direkt mal zum Vergleich anhören. Aber die Leute haben alle möglichen Assoziationen, zum Beispiel Rammstein.
Nach Rammstein oder Marilyn Manson klingt die Gitarre für mich höchstens bei '1-2-3-4'. Könnte auch ein Anklang an 'Achtung' von KMFDM sein.
SB (lacht): Wir gestehen – '1-2-3-4' ist kein textlich unerforschtes Land.
Worum geht es in dem Song?
AK: Es geht darum, sich von einem Trott zu befreien. Alle wollen dir sagen, was du tun musst, um ein sinnvolles Leben zu führen. Wir wollen sagen, dass man einen Schritt zurücktreten und selbst darüber nachdenken soll, was gut für einen ist. Das ‚1-2-3-4’ verdeutlicht die Maschinerie, in die man gesteckt werden soll. Die Leute geben viel zu früh ihre Träume auf. Weil sie dazu gedrängt werden, bewusst oder unbewusst. Und dann tun sie ihr ganzes Leben lang etwas, was sie hassen. Das bricht einen Menschen.
SB: Man sollte versuchen, das zu erreichen, was man wirklich möchte. Und wenn es schwer ist, trotzdem weiter dranzubleiben und an sich zu glauben. Wenn man an sich glaubt, kommt auch irgendwann ein Erfolg.
Wie habt ihr es geschafft?
SL: Bei mir war das gar nicht geplant. Ich hatte gerade meine Ausbildung fertig, auch ein Bürojob. Musik war immer mein Hobby und ich habe mich nie unter Erfolgsdruck gesetzt. Es stand nie das Kommerzielle im Vordergrund, sondern die Freude. Eines Tages kam ein Angebot und so ist es passiert. Und man sieht, dass auch beides zusammen gehen kann.
SB: Gerade die Jüngeren verkennen glaube ich auch, dass Erfolg nicht gleichbedeutend damit ist, dass die Musik schlechter wird.
AK: Kommerz heißt nichts anderes, als dass man davon leben kann.
SB: Wenn eine Sache in die Charts geht, ist es meistens eher ein Zeichen dafür, dass eine Sache gut ist. Gerade wenn man sich über einen längeren Zeitraum hochgearbeitet hat.
Ihr selbst habt noch keinen Einstieg in die Media Control Charts geschafft. Vielleicht klappt es jetzt mit Unterstützung von Universal. Ihr habt Euch in der Anfangszeit bei Majors stets Körbe geholt – hat man dort jetzt ein altes Demo gefunden und sich an die Stirn geschlagen?
SB: Ein solcher Vertrag war immer unser Ziel. Aber zu den Bedingungen, die wir damals angeboten bekamen, wollten wir es einfach nicht machen.
AK: Die Situation und die Konditionen haben jetzt einfach gepasst. Wir haben die Leute schon vor Jahren kennengelernt, als sie noch nicht bei der Plattenfirma waren. Da wissen wir genau, dass wir verstanden werden. Deshalb ist es die einzige Firma, die für uns in Frage kam. Es war einfach die Frage, ob wir uns ab einem bestimmten Punkt einschränken müssen und das war nicht mehr nötig. Wir haben es soweit aus eigener Kraft geschafft, wie es ohne größere finanzielle Mittel möglich ist. Dadurch waren wir dann in einer guten Verhandlungsposition.
Ihr müsst also keinerlei Kompromisse machen.
AK: Musikalisch sowieso nicht. Das war dann auch für uns der entscheidende Punkt: Wir können das Positive mitnehmen, ohne Nachteile zu haben.
SB: Die ganze Handhabung liegt weiter bei uns. Wir sind weiter bei 1st Decade Records und nur das Endprodukt wird weiterlizenziert. Und Vinyls werden ohnehin bei uns veröffentlicht.
Ist der Eindruck richtig, dass auf Euren Labels in letzter Zeit etwas weniger passiert? Da sind nicht allzu viele Katalognummern hinzugekommen.
SB: Das wird auch nicht passieren, glaube ich. Auf armut24 kommt immer mal wieder Vinyl heraus. Bei 1st Decade geht es prinzipiell um gute Musik. Es ist nicht als rein elektronisches Label gedacht. Es soll generell musikalisch wertvolle Veröffentlichungen haben. Und dann sollen es nicht fünf Bands sein, sondern ein oder zwei Spitzenprodukte.
Ihr würdet also, wie Warp beispielsweise, Gravenhurst unter Vertrag nehmen.
SB: Auf jeden Fall.
Habt ihr denn Gravenhurst unter Vertrag genommen?
SB: Leider noch nicht. Unser jüngster Act ist eine Hälfte des Projekts ‚zweieKKenkreis’. Ein Name ist bis dato noch nicht gefunden, aber es wird musikalisch in der gleichen Richtung weitergehen.
Der Clip zu 'What You Want' läuft auf MTV. Vorab konnte man auf Eurer Seite 'Cocaine' ansehen. Dort sind Ausschnitte des Films 'Der weiße Rausch' (1931) mit der jungen Leni Riefenstahl zu sehen. Zunächst habe ich mich etwas über die Wahl einer Skikomödie gewundert, aber es passt perfekt zur Musik.
AK: Das ist eine Idee von Erik Niedling gewesen, der seit jeher unser Artwork macht - die Pressefotos, die Videos, die Stage Visuals. Inzwischen ist das ein größeres Team namens 18. Oktober geworden. Er hat den Film vorgeschlagen und es hat einfach gestimmt – die Dynamik, die Bilder, der Schnee, der weiße Rausch. Es passt zu der Ästhetik, die wir schon immer verfolgen.
Gegen Ende werden aber noch allerhand Nachrichtenbilder hineingeschnitten: der Kannibale, Saddam Hussein, Militär...und dann endet alles in einer Schneeballschlacht.
AK: Es ging darum, den Begriff ‚Cocaine’ nicht nur auf weißes Zeug zu reduzieren, das manche durch die Nase ziehen, sondern es als Grundbegriff umzumünzen für unreflektiertes, unbedachtes Handeln.
Ihr habt wie immer eine Dauerkarte für den Festivalsommer. Eine interessante Konstellation sind die Auftritte bei Nature One und direkt eine Woche später bei Mera Luna. Bereitet Ihr unterschiedliche Sets vor: ‚guude Laune – schlechte Laune’?
SB: Das entsteht jeweils aus dem Gig heraus. Wobei sich Nature One vorab leichter gestalten lässt. Wir kommen ja aus der elektronischen Ecke und werden demzufolge bei NO oder SMS ganz anders wahrgenommen. Bei Mera Luna wissen wir nicht so genau, was uns erwartet.
AK: Bei Festivals mit gemischtem Programm kommt es natürlich auch immer darauf an, auf welcher Bühne man steht. Die ML-Leute fahren auf ganz andere Sachen ab, achten mehr auf Melodien, weniger auf kickende Drums. Es geht weniger ums Tanzen als um das Hörerlebnis. Die Abwechslung ist für uns ganz angenehm, aber ich glaube, wir haben es bei elektronischen Veranstaltungen leichter.
Was für eine echte Band, zudem mit Gitarre, nicht selbstverständlich ist. Warum schafft ihr den Spagat und andere nicht?
AK: Ich denke, wir haben uns einen gewissen Ruf erarbeitet, weil wir unheimlich viel live gespielt haben. Wir bemühen uns auch, bei Auftritten wirklich etwas zu bieten. Es wird zur Herbsttour viele technische Änderungen geben, an denen wir gearbeitet haben. Es kommt noch ein zweiter Gitarrist bzw. Bassist dazu, so dass wir zu viert auf der Bühne sein werden. Eric hat beeindruckende neue Hintergrundvideos erstellt, ist dafür extra nach Frankreich gereist und hat beispielsweise bei der Tour de France Panoramaaufnahmen der Pyrenäen gemacht. Wir spielen auf der elektronischen Seite mit doppelter Ausrüstung. Man kann dadurch intuitiver spielen, die Reihenfolge der Stücke spontan ändern und es entstehen dann keine Pausen mehr zwischen den Tracks.
SB: Alle Pausen sind jetzt also absichtlich.
Man will ja auch bejubelt werden.
SL: Und Unterwäsche muss fliegen.
Männlich, weiblich oder unisex?
SL (lacht): Damen, bitte.
Niels 23 - 15. Nov, 12:41